Demut.

Ein altmodischer Begriff. Nicht mehr sehr gebräuchlich, oder?
Ich mag ihn sehr. Und ich wünschte mir von vielen Menschen ein bisschen mehr Demut.

Von dem Tschakkaa-Coach, der meint: Alles ist möglich – man muss nur wollen!

Von der Starautorin und Kollegin, die „neue“ Coachingmethoden als ihre Erfindung vermarktet und dabei nie erwähnt, dass die Methode angelehnt ist (und frappierend viele Ähnlichkeiten aufweist) an eine erfolgreiche althergebrachte Therapieform von Steve de Shazer.

Vom Jungunternehmer, der es nicht nötig zu haben meint, zu netzwerken (Karriere und Business ist wichtiger!) – und jetzt merkt, dass er keine Kunden findet. Der sich nach langer Zeit mal wieder meldet – nur um nach 3 mühsamen Small-talk-Sätzen darum zu bitten, ihm einen meiner Kontakte weiterzureichen.

Von Menschen, die meinen, andere Menschen nicht zu brauchen.

Einer meiner Lehrer, Matthias Varga von Kibét, hat einmal gesagt:
„Wenn du irgendwann mal wirklich gut bist (als Aufstellungsleiterin) und dann erfolgreich arbeitest: Dann bist du auf die Ergebnisse nicht mehr stolz, sondern dankbar!“
Und ich merk das sooft im Coaching, bzw. nach gelungenen Sternstunden-Coachingsessions: Da sind 90 Minuten vergangen voller Kreativität, Erkenntnis, voller Vertrauen des Klienten und Neugier auf Neues, mit wunderbaren Ergebnissen, einer neuen Perspektive, einem neuen Durchbruch – der Klient geht heim……
und ich bin einfach nur erfüllt und zufrieden ….. und dankbar!
Dankbar dafür, dass ich diesen wunderbaren Beruf haben darf, mit dem ich wirklich unterstützen und gut begleiten kann, bei dem ich derart nah an Menschen herankommen darf – und mit dem ich noch dazu mein Geld verdiene. Danke!

Aber zurück zur Demut.
Wikipedia sagt: Der Demütige erkennt und akzeptiert aus freien Stücken, dass es etwas für ihn Unerreichbares, Höheres gibt.
Ja, für mich hat Demut auch diesen spirituellen Aspekt: Ich weiss, dass ich nicht eben nicht alles erreichen kann nur durch meinen Willen. Dass ich ein Teil bin vom Ganzen. Dass es etwas gibt, das ist schlauer und älter und weiser als ich. Darin bin ich eingebettet. Darauf kann ich vertrauen, dem kann ich mich anvertrauen.
Und es ist im wahrsten Sinne des Wortes unbegreiflich.

Demut gehört für mich aber auch in den Alltag: Demut bedeutet hier dann für mich:
Zu sehen, dass ich nie aufhöre, zu lernen.
Darauf zu achten, dass ich mich möglichst selten über andere stelle.
Mich immer mal wieder zu hinterfragen – mich, meine Ansichten, meine Urteile.
(Hinterfragen! Nicht: In Frage stellen. Ein kleiner, aber feiner und immens wichtiger Unterschied!).

Demut bedeutet für mich auch, dankbar zu sein. Dankbar sein zu können.

Und ich kann immer weniger Menschen ertragen, denen Demut fehlt.

Nein, ich möchte immer seltener solche Menschen um mich haben.

Danke, dass es soviele andere gibt. Menschen, denen Demut kein Fremdwort ist.

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Update: Mein lieber Freund Daniel Rehn hat sich auch Gedanken gemacht zum Thema Demut – nachzulesen hier in seinem immer wieder wunderbaren Blog.