Kürzlich las ich auf Twitter, wie sehr es jemandem gerade zu schaffen macht, einer Person ihren Erfolg nicht gönnen zu können. Vielleicht kennen Sie ja auch diese Gespräche von wegen „Also wirklich, das ist doch unmöglich, wie neidisch der ist, oder!?“
Es gibt ja die berühmten 7 Todsünden in der Kirche – dafür kommen wir angeblich alle in die Hölle:
- Hochmut (Stolz)
- Geiz (Habgier)
- Neid (Eifersucht)
- Zorn (Wut, Rachsucht)
- Wolllust
- Völlerei (Maßlosigkeit)
- Trägheit
Jetzt mal ganz ehrlich, Leute: Sind wir Heilige oder sind wir Menschen!?
Eben! Wir sind Menschen. Und deshalb sind wir selbstverständlich auch mal neidisch – oder eifersüchtig, oder geizig, oder habgierig, oder maßlos oder oder oder …
Seid nicht so streng mit Euch. Ich bin zum Beispiel immer wieder mal neidisch – auf den Erfolg von jemanden (in DER Talkshow säße ich auch mal gern, DIE Figur möcht ich mal haben, SOVIEL Kohle möcht ich auch mal für einen Vortrag bekommen!) oder auch darauf, dass eine Freundin frisch verliebt ist und ich das lange nicht mehr war. Jahaa, das ist so. Und bei guten Freunden ist es ganz wunderbar, dass ich es da sogar offen zugeben kann, so nach dem Motto: „Ich freu mich enorm für dich, gönn es dir von Herzen …und bin neidisch!“ Das entlastet, öffnet mich dem anderen gegenüber und ist menschlich.
Wenn ich im beruflichen Umfeld auf jemanden neidisch bin, so kann mir das auch eine wertvolle Hilfe sein: Ich kann es für mich nutzen, indem ich mich frage: Wenn ich auf diesen Erfolg neidisch bin, was kann ich tun bzw. was kann ich mir von dieser Person abschauen, um auch so erfolgreich zu sein?
Wut ist für mich auch keine Sünde – manchmal muss das einfach sein, es gibt gesunde und ungesunde Aggressionen. Und wenn ich ach so heilig sie mir stets verbiete, dann bekomm ich entweder irgendwann ein Magengeschwür oder der Kessel fliegt jemand ganz Unschuldigem irgendwann gehörig um die Ohren: Wut und Aggression sucht sich das Ventil!
Stolz, eine Todsünde? Nö! Ich finde es ab und zu enorm wichtig und richtig, stolz zu sein. Das ist einfach eine Freude über etwas, das ich erreicht habe, das mich vielleicht viel Arbeit gekostet hat und das nicht jeder kann. Im rechten Maße ist Stolz ein wichtiges Zeichen von Selbstbewusstsein – und deutlich gesünder als das ständige „ich bin ja sooo bescheiden und stell mein Licht stets unter den Scheffel!“
Ich bin zum Beispiel auf meine Bücher, die ich geschrieben habe, mächtig stolz! :-)
So könnte ich zu allen anderen Sünden auch durchaus Positives finden. Wie schon der alte Paracelsus sagte:
Es gibt keine Gifte, es ist alles eine Frage der Dosierung!
Also, liebe Leserinnen und Leser: Seid nicht so streng mit Euch und gönnt Euch ab und zu auch mal Sündiges – ob es nun der Neid oder der Stolz ist, ein Glas Champagner oder die völlig unnötigen, sauteuren Schuhe! :-)
Liebe Bettina,
Du sprichst mir mal wieder aus der Seele! Nichts ist langweiliger, als es mit einem Menschen ohne Ecken und Kanten zu tun zu haben. Also sozusagen einem „Heiligen“. Denn ohne Ecken und Kanten kann man auch kein Profil haben, oder? Und wer seine „Sünden“ (wer auch immer bestimmt hat, welche Verhaltensweisen nun Sünde sind) als Anlass zur Selbstreflexion nutzt, hat schon gewonnen! Sündige Grüße Martina