In den letzten Tagen habe ich meine Workshops, Vorträge und Coachings vom vergangenen Jahr Revue passieren lassen – mein Erleben und das Feedback der Teilnehmer. Und da fällt mir sofort ein roter Faden auf. Dazu erstmal drei Beispiele:

Einer meiner absoluten Lieblingskunden seit vielen Jahren ist die Wesertherme, den Start meiner Arbeit mit der Führungscrew hab ich hier erklärt.

Seit vielen Jahren nimmt die Geschäftsleitung richtig Geld in die Hand, um ihrer Führungscrew (und mittlerweile auch der Ebene darunter – darüber hab ich hier geschrieben: ) alle halbe Jahr 1-2 Tage zu ermöglichen mit nur einem einzigen Punkt auf der Tagesordnung:

Miteinander reden!

Damit wir uns richtig verstehen: Nein, die haben keine akuten Probleme oder Krisen, für die sie mich brauchen. Nein, ich soll ihnen keine Kommunikationstools beibringen oder mit ihnen über Service und Kundenorientierung reden. Nein, ich soll sie nicht besser, schneller, erfolgreicher oder sonstwie machen.

Sie sollen nur einen Tag außerhalb der Therme haben, um sich miteinander zu beschäftigen: Wie geht es uns eigentlich untereinander? Haben wir Redebedarf über Mitarbeiter? Frustriert, ärgert, verunsichert, nervt, erfreut, bewegt uns gerade etwas besonderes?

Ich reise also ohne Ziel, ohne Vorbereitung und ohne seitenlanges Hand-out an, stelle Fragen, rede mit den Menschen, höre zu und sorge dafür, dass sie in geschützter Atmosphäre offen und ehrlich miteinander reden können. Einfach so. Weil nämlich der gesamte Betrieb (über 80 Mitarbeiter) merkt, wie wertvoll diese Tage sind. Wie entspannt danach die Arbeitsatmosphäre ist, wie mutig und offen viele Themen oder Probleme endlich auf den Tisch kommen, wie klar und lösungsorientiert Gespräche danach wieder laufen. Ein exzellenter Invest also! Einer, den aber viele viele Unternehmen nicht bereit sind, zu zahlen. Einfach so. Für ne Runde Gespräch.

Nächstes Beispiel – eines meiner Seminare für die Haufe Akademie. Nach 2 Tagen Seminar gibt’s die Feedback Runde. Wie eigentlich zu jedem Thema sorge ich seit vielen Jahren in Workshops immer dafür, dass besonders viel Zeit dafür da ist, dass sich die Teilnehmenden in Kleingruppen über ihren Bezug zum Seminarthema, über ihre konkreten Alltagsgeschichten und Probleme dazu in Ruhe austauschen können. Ergebnisoffen, ohne irgendwelche Vorgaben. Einfach sich austauschen, erzählen, zuhören.

Und das Feedback in diesem Workshop bestätigte meine Vorgehen.

„Selten war ich so beeindruckt von einem Seminar. Ich hätt nicht gedacht, wie gut das tut, sich in Ruhe und ohne Vorgaben einfach mal mit Menschen auszutauschen, denen es ähnlich geht wie mir. Erschreckend eigentlich, oder? Offenbar reden wir viel zu selten miteinander. Es hat unglaublich gut getan und hat mir sehr viel mehr gebracht als dicke Hand-outs und vollgeschriebene Flipcharts. Danke!“

Das dritte Beispiel hab ich schon mal beschrieben: Meine ehrenamtliche Arbeit mit Strafgefangenen in der Münchner JVA Stadelheim. Wo es immer wieder berührend, aber auch erschreckend für mich ist, wieviel es den Jungs bedeutet, wenn ich ihnen einfach mal neugierig, ganz und gar zugewandt, wertschätzend und empathisch zuhöre.

Meine Konsequenz aus diesen Erfahrungen:

Ich möchte 2018 noch viel mehr Menschen dazu animieren, „einfach mal zu reden“. Sich wirklich zuzuhören. In Ruhe. Mit genügend Freiraum und Zeit dafür. Mit echtem Interesse. Back to the roots.

Viel von dem ganzen „New Work – Agilität – Krawatten ab – anderes Arbeiten – open innovation – Globalisierung – Digitalisierung“ Buzzwording langweilt mich inzwischen oder schlimmer: Es ärgert mich! Weils alles gar so neu, gar so revolutionär und alleinglückseeligmachend klingt. Neue Rezepte für das ultimative Arbeitsglück und natürlich für den Ultramegaerfolg im Job. Tschakkaa.

Nicht mein Ding. Ich mags einfach. Und nah am Menschen dran. Also werde ich mich auch 2018 weiter dafür engagieren, Menschen miteinander ins Gespräch zu bringen. Beruflich oder auch privat, wie zum Beispiel in meinen Gautinger Tischgesprächen. Weil es ein so großes Bedürfnis für uns Menschen ist. Weil es, so einfach es erscheint, in Wahrheit eine echte Kunst ist. Weil wir mehr davon in dieser verrückten Welt brauchen!

Machen Sie mit?

Gerne lese ich in den Kommentaren Ihre Erfahrungen mit dem Zuhören, dem einfach-miteinander-reden.