Bernward Jopen, Gründer von Leonhard, im Unterricht

Gestern war ich wieder einmal in der JVA Stadelheim für mein ehrenamtliches Herzensprojekt Leonhard  – der neue Kurs (von insgesamt 12 Kursen ists schon mein 11.) hat vor 4 Wochen begonnen und ich war für 2 Stunden bei den Jungs, um ihnen unser Mentoring vorzustellen.

Ich erzählte ihnen also, dass idealerweise jeder der Teilnehmer nach seiner Entlassung aus der Haft für 1 Jahr einen Mentor/eine Mentorin an die Seite gestellt bekommt. Menschen also, die ihn beim Neustart im Leben da draußen unterstützen: Sie gehen mit auf Ämter, helfen bei Job- und Wohnungssuche, stehen bereit mit offenen Ohren und Herzen, helfen mit Kontakten in ihr Netzwerk, hören zu, trösten, treten auch zur rechten Zeit mal liebevoll in den Hintern – sie sind einfach da für ihren Schützling.

Seit 6 Jahren gibt es Leonhard und mittlerweile gibts wirklich ein riesiges Unterstützer-Netzwerk, viele kommen durch die intensive Pressearbeit von Leonhard. Da gibts inzwischen viele Spender (auch Stiftungen sind dabei), Job-und Wohnungsanbieter, Gäste für die Gästeevents während des Kurses – und eben Mentoren. Nach einem ausführlichen Telefonat am Anfang und Zusendung unserer 16-seitigen Schilderung, was unser Mentoren Programm bedeutet und was es bestenfalls beinhaltet – sagen die Interessenten zu. Danach bekommen Sie von mir eine halbtägige Einführung ins Thema – ich mach sie fit für diese Aufgabe. Was kommt auf sie zu, wo liegen die Stolperfallen, worauf müssen sie achten – aber auch: Was gewinnen sie für sich selbst durch diese ehrenamtliche Arbeit? Ich selbst war in den letzten Jahren bereits 5 oder 6 Mal Mentorin.

Davon erzählte ich also gestern den Jungs. Ein Teilnehmer, um die 50, wirkte zunehmend verwirrt und abwesend. Ich beobachtete, wie er immer mehr grüblerisch die Stirn runzelte, aus dem Fenster schaute – dann wieder zu mir …

Dann meldete er sich zu Wort und fragte dies:

Frau Stackelberg, eines hab ich irgendwie noch nicht verstanden. Wer bezahlt denn die Mentoren? Macht das das Arbeitsamt, das ja auch das Gesamtprojekt unterstützt? Oder gibts da spezielle Spender?

Fast hatte ich Tränen in den Augen, meinem Mit-Leonhardler, Bernhard Eggerbauer aus dem Team, ging es ähnlich. Dann bereitete es mir eine große Freude, ihm antworten zu können:

Robert, da zahlt niemand etwas. Alle Mentoren, wie übrigens auch alle ca. 20 Referenten während des Kurses, die Gäste auf den Events, auch ich … wir machen das alles ehrenamtlich. Weil wir an Euch glauben, weil Ihr uns wichtig seid, weil wir Euch unterstützen wollen.

Robert war fassungslos! Er stotterte mehr, als dass er redete. Meinte, so was würde er nicht kennen, das sei ja unfassbar. Noch nie hat er in seinem Leben jemanden erlebt, der felsenfest an ihn glaubt. Alle in der Vergangenheit hätten es immer nur gern gesehen, wenn er auf der Schnauze gelegen ist – um dann noch nachzutreten. Und jetzt seien da plötzlich so viele Menschen für ihn da. Die sich für die Gästeevents einen halben Tag frei nehmen, die sich als Referenten teilweise mehrere Tage freinehmen für den Unterricht, die als Mentoren sogar ein ganzes Jahr für ihn da seien.

Bei der Verabschiedung wollte er meine Hand gar nicht mehr loslassen – und sein dankbarer Blick begleitete mich noch lang.

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