Allmählich beginnt überall das neue Semester.
Ganz ehrlich? Ich beneide Sie nicht unbedingt, liebe Studentinnen und Studenten! Ein sehr verschultes Bachelor Studium mit enorm viel Input, der in kurzer Zeit gelernt werden muss. Viele Termine, viele Prüfungen, wenig laizzez-faire des guten alten Studentenlebens (an das ich mich noch gut erinnern kann – ooh ja!). Und dann müssen Sie sich noch von den Medien anhören, dass Sie nach dem Studium Absolventen, aber keine Persönlichkeiten seien.
Nicht so wirklich motivierend, oder? Und da kommt noch das mit dem „Wofür brennst Du!?“ hinzu! Auch heute noch rede ich mit Absolventen und stelle es immer wieder aufs neue fest.
Für was brennst du? Das ist keine Frage, die wir uns schon im Kindergarten stellen dürfen. Dieses Thema steht nicht im Schul- und auch nicht im Unilehrplan. Leider!
Das „darf“ kein Kriterium für Berufswahl sein, scheint oft die Meinung zu sein. Mir scheint, in unserer Gesellschaft herrscht die Ansicht vor, Erfolg muss hart erarbeitet sein und möglichst mit Blut, Schweiß und Tränen bezahlt worden sein, „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“, Spaß haben ist nett, aber nicht entscheidend. Und nicht erwachsen. Oder gar kindisch.
Das erinnert mich an einen Satz, den eine Mutter zu ihrem kleinen Sohn sagte (mit ernster Grabesmiene) am Tag der Einschulung: „Junge, jetzt ist Schluss mit lustig, jetzt beginnt der Ernst des Lebens!“. Uaaaahh! Wie furchtbar. Oder?
Wir sollen also „vernünftige“Kriterien walten lassen, wenn wir uns unseren Beruf aussuchen: Erfolgsaussichten, Gehalt, Prestige, Karrierechancen, Sicherheit. Wenns zudem noch Spaß macht, umso besser. Aber Spaß können wir auch nach Feierabend haben.
Nein. Nein! NEIN!
Im Gegenteil: Nur, wenn wir für unseren Beruf brennen, wirklich Spaß dran haben, unsere Zeit darin verlieren können, uns ohne Anstrengung festbeißen (und auch wieder loslassen) können, nur wenn wir im berühmten Flow sind, nur dann machen wir es richtig.
Und ich geh noch einen Schritt weiter: Nur dann werden wir auch nachhaltigen Erfolg haben, Erfüllung finden, gutes Geld verdienen und langfristig gesund, motiviert und begeisternd unsern Job machen. Ohne Spaß, Flow und innere Berufung haut das nicht hin. Glauben Sie mir das bitte!
Sonst wird das nix. Klar, auch ohne inneres Brennen können Sie eine ganze Zeitlang einen guten Job erledigen. Und Geld verdienen. Und Karriere machen. Aber zu welchem Preis? Dass Sie irgendwann im Burn-out landen – oder mit dem Herzinfarkt auf der Nase liegen? Oder nach 15 Jahren bei mir im Coachingzimmer sitzen und klagen, dass Ihr Job Sie so gar nicht erfüllt!? Dass Sie Dienst nach Vorschrift machen, obwohl Sie längst schon innerlich gekündigt haben? Dass Ihre Ehe auf dem Spiel steht, weil Ihr Partner oder Ihre Partnerin das ständige Unzufriedensein nicht mehr mitmacht? Oder dass Sie gar innerlich tot sind, weil Sie sich derart vor Emotionen schützen müssen, damit Sie nicht zusammenbrechen?
Ich finde, dieser Preis ist zu hoch. Und das Thema holt Sie irgendwann ein. Entweder nach der Scheidung, in der Reha nach dem Burn-out, wenn Sie Ihren Job verlieren…….oder spätestens dann, wenn in 40 Jahren Ihre Enkel Sie fragen: Opa, was hast du gemacht aus deinem Leben?
Also:
Bitte laden Sie dieses „Für was brenne ich?“ in Ihr Leben ein!
Beschäftigen Sie sich (vielleicht zum ersten Mal in Ihrem Leben….es ist nie zu spät dazu. NIE!) mit dieser Frage, vielmehr mit den Antworten.
Finden Sie heraus, für was Sie brennen!
Entscheiden Sie sich dafür, dass genau dies zu Ihrem Leitstern werden darf.
Richten Sie Ihr Studium, Ihre Aktivitäten, Ihre Überlegungen danach aus.
Finden Sie Ihre Berufung und leben Sie sie!
Haben Sie Spaß an dem, was Sie tun …. oder lassen Sie es und tun etwas anderes!
Finden Sie den Mut, etwas zu ändern!
Seien Sie mutig – ich garantiere Ihnen: Sie werden für diesen Mut belohnt. (Garantie? Ja, ich lehn mich sehr weit aus dem Fenster! Aber aus tiefster Überzeugung. Ja, ich garantiere es Ihnen: Über kurz oder lang werden Sie für diesen Mut belohnt!).
Ich wünsch mir so sehr, dass diese Gedanken bei möglichst vielen von Ihnen etwas auslösen, ein bisschen hängenbleiben, weiterwachsen, ermutigen und inspirieren. Und ich wünsche es von Herzen Ihnen!!
Hallo Frau Stackelberg,
ein sehr schöner Artikel, dem ich nur voll und ganz zustimmen kann. Leider ist es aber tatsächlich so, dass unser „System“ schon total falsch aufgebaut ist: nicht der, der gerne und voller Freude und auch mit regelmäßigen Erholungspausen und Urlaub seiner Arbeit nachgeht, ist der zu bewundernde Typ, sondern derjenige, der sich abrackert, sich keine Pausen nimmt, sogar krank zur Arbeit kommt und dessen Handy und Terminkalender ihm keine mehr Ruhe lässt. O-Ton meines Kollegen: „Mittagspause? Nee, für sowas hab´ich keine Zeit.“
Sie sehen, ich bin leider auch noch in einer Arbeitsumgebung, in der ich mich nicht wohlfühle. Jedoch mit der Betonung auf „noch“, denn ich bin gerade dabei, mir meine Vision von meinem idealen Job, der mich begeistert, für den ich brenne und in den ich mein Herzblut stecke, zu erfüllen. :-)
Viele Grüße,
Greensoul
Ich bin genau ueber diesem Nicht-Brennen-Duerfen psychisch krank geworden. Kollegen wie v.a. auch Chef hatten Angst, dass ihre Traegheit gegenueber meinem Engagement auffallen koennte und begannen zu mobben. Ich wollte ihnen ihre deutlich sichtbare Angst nehmen und hab mich klein und kleiner gemacht. Darueber mich so schnerzhaft selbst verloren, dass ich in Verfolgunswahn und Realitaetsverlust feststeckte. Nach einem 1/2 Jahr depressivem Zimmerarrest und psychosomatischer Reha ging es wieder so gut, dass ich zurueck zur Arbeit durfte, wo die Kollegen unter dem Deckmaentelchen, mir helfen zu wollen, einen Komplettplan zur Deinstallation all meiner Kompetenzen entwickelt hatten. Staendig bekam ich die nette Aufforderung: Such dir doch mal ein anstaendiges Hobby!!!!